Weihnachten 2011

Betreff: Weihnachten 2011
Sendungsdatum: 2011-12-22 17:17:38
Ausgabe #: 2
Inhalt:
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Liebe Schwestern und Brüder,

wir wünschen euch ein frohes Weihnachtsfest und dass der Segen der Weihnachtsbotschaft Euch im Neuen Jahr immer begleiten möge. Mit diesem Weihnachtsgruß danken wir euch für Eure Unterstützung und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit in 2012.

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In herzlicher Verbundenheit

Eure Sr Eva-Maria


Dem Herrn den Weg bereiten, ihm Raum geben in unserem Herzen

Man kann die Zeit des Ersten Testamentes als eine Jahrtausende währende Adventszeit sehen, eine Zeit des Harrens und Wartens auf die angekündigte Messianische Zeit. Für uns Christen angebrochen in Jesus von Nazaret. Auf ihn weist Johannes der Täufer hin, ihm hat er den Weg gebahnt. Den Menschen, die zu ihm in die Wüste gekommen waren, sagte er: „Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn“ (Joh 1, 23). Er beruft sich dabei auf den Propheten Jesaja, wo es heißt: „Eine Stimme ruft: Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste! Baut in der Steppe eine ebene Straße für unsern Gott. Jedes Tal soll sich heben, jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden, und was hügelig ist, werde eben“ (Jes 40, 3 f.).

Gott einen Weg bahnen zu uns.

Wenn auch diese Bilder der Verheißung einen heilsgeschichtlichen Bezug haben, weil sie hindeuten auf den zu erwartenden, ersehnten Messias, so können sie doch auch uns persönlich meinen auf unserem Glaubensweg. Christus hat uns Heil uns Erlösung erwirkt. Doch wir alle sind noch auf dem Weg. Wir stehen zeitlebens im Advent. So muss es mich angehen, wenn es bei Jesaja heißt: Jedes Tal soll sich heben, jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden, und was hügelig ist soll sich heben. Ich bin gemeint, wenn es gilt Hindernisse abzutragen, die sich in meinem Herzen aufgetürmt haben. Die abschüssigen Wege in meinem Innern wären nach oben zu führen, krumme Wege müssten in eine andere, neue, bessere Richtung geführt werden.

Man kann es auch so sagen: Bereite dein Herz, damit Gott einen Weg zu mir findet. Mir klingt da im Ohr eine Arie aus Bachs Kantate zum Ersten Advent: „Komm der Heiden Heiland: „Öffne dich mein ganzes Herze. Jesus kommt und ziehet ein. Dass ich seine Wohnung werde, oh wie selig werd ich sein“. Hildegard von Bingen sagt, wie müssten bewohnbar, habitabils für Gott werden. Wenn ich Gott in mir einlasse, ihm einen Weg bahne in mein Herz hinein, dann wird mir zugleich ein Weg geöffnet zu mir selbst – dorthin, wo ich wirklich ich selbst bin. Selbstverwirklichung, wie sie oft verstanden wird: mein Ich leben in all seinen Möglichkeiten, um jeden Preis und auf Kosten anderer, das ist damit nicht gemeint. Es geht um Selbstfindung, damit ich in mir mein wahres Selbst entdecke, damit ich zu mir selbst komme. Dies hängt zutiefst zusammen mit dem Aufspüren Gottes in meinem Innern. Wenn ich ganz bei mir selbst bin, dann nähere ich mich der Mitte Gottes. Und wo Gott in mir zu leben beginnt, da finde ich zu meiner eigenen Mitte. Augustinus sagt, dass Gott uns innerlicher ist als wir uns selbst. Edith Stein hat diesen Gedanken in einem Gebet entfaltet.

„Wer bist Du, süßes Licht, das mich erfüllt

und meines Herzens Dunkelheit erleuchtet?

Du leitest mich gleich einer Mutterhand,

und ließest Du mich los,

so wüsste keinen Schritt ich mehr zu gehen.

Du bist der Raum,

der rund mein Sein umschließt

und in sich birgt.

Aus Dir entlassen,

sänk es in den Abgrund des Nichts,

aus dem Du es zum Sein erhobst.

Du bist näher mir als ich mir selbst

und innerlicher als mein Innerstes –

und doch ungreifbar und unfassbar

und jeden Namen sprengend:

Heiliger Geist – Ewige Liebe!“

Gott in uns Raum geben.

In meinem Sabbatjahr in Indonesien konnte ich ein wenig die altjavanische Religion kennen lernen, die später eine Verbindung mit dem Hinduismus und Buddhismus und danach mit der mystischen Tradition des Islam eingegangen ist. Dabei ist mir eines besonders bewusst geworden: Wir haben in unserer abendländischen Tradition mit ihren altgriechischen Einflüssen Gott allzu sehr außerhalb von uns angesiedelt, in einer wie immer vorgestellten gesehenen Überwelt. Nun schon seit langem Zeit wurde in der westlichen Christenheit wieder neu das uns weithin verlorene Erbe der christlichen Mystik wieder entdeckt. In der deutschen Mystik eines Meister Eckart beispielsweise, in der spanischen Mystik einer Teresa von Avila oder eines Johannes vom Kreuz.

Eines der beherrschenden Themen ist bei allen die Geburt Gottes in uns, in unserem Seelengrund. So sagt Meister Eckart, ein Erfurter Dominikaner aus dem 13. Jahrhundert: „Wem Gott nicht wahrhaft innewohnt, sondern wer Gott dauernd von draußen her nehmen muss, der hat Gott nicht.“ In einem Gebet spricht er zu Gott: „Du willst dich von mir finden lassen, indem ich dich nicht nur draußen suche, sondern innen in mir.“ Der Erfahrung des Inne-Seins Gottes in uns verleiht Teresa von Avila Ausdruck im Bild einer Wohnung:„In der Mitte der Seele ist eine Wohnung für Gott ... Diese innere Vereinigung mit dem Göttlichen vollzieht sich in der allerinnersten Mitte der Seele, also an dem Ort, an dem Gott selber weilt. Und es bedarf keiner Tür, um dort einzutreten.“

Die Zeit des Advents – meine ganz persönliche Adventszeit – wird dann zu einer Zeit der Wegbereitung für Gott in mein Inneres hinein. Wenn nicht gerade in dieser Zeit die Wege so sehr nach außen, ins Äußerliche führen würden. Dennoch könnte ich mein Herz aufschließen lassen für Gottes Ankommen in mir. Angelus Silesius schreibt:

„Berührt dich Gottes Geist mit seiner Wesenheit,

so wird in dir geborn das Kind der Ewigkeit.

Soll er dein Heiland sein und dich zu Gott erheben,

so mußt du nicht sehr weit von seiner Krippe leben.

Ach, könnte nur dein Herz zu einer Krippe werden,

Gott würde noch einmal ein Kind auf dieser Erde.

So dürfen wir Weihnachten immer wieder feiern als ein Fest der Geburt Gottes in unserem Herzen. Das wäre dann mehr als eine geschichtliche Erinnerung an das, was damals in Bethlehem geschehen ist: Dass Jesus, Gottes Sohn, in Maria einen menschlichen Leib annahm und aus ihr geboren wurde. Auch in mir will Gott geboren werden. Noch einmal Meister Eckart: „Wir feiern Weihnachten, auf dass diese Geburt auch in uns geschieht. Wenn sie nicht in mir geschieht, was hilft sie mir dann? Gerade, dass sie auch in mir geschieht, darin liegt ja alles.“ Der evangelische Mystiker Gerhard Tersteegen aus dem 17.Jahrhundert hat der Gottesgeburt in einem Lied, das wir in der Weihnachtszeit singen werden, so Ausdruck gegeben: „Treuer Immanuel, werd auch in mir nun geboren. Komm doch, mein Heiland, denn ohne dich bin ich verloren. Wohne in mir, mache mich eins nun mit dir, der mich zum Leben erkoren.“

P. Dr. Felix Schlösser / Redemptoristen Bonn



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